Die Jesuiten in Klatovy

 
 

Die ersten zwei Jesuiten kamen nach Klatovy am 11. März 1636. Ihrer Ankunft ging die erfolgreiche Tätigkeit des Missionars P. Vojtěch Chanovský von Dlouhá Ves voran, der in hiesiger Gegend seit dem Jahre 1621 wirkte. Von seiner Tätigkeit angeregt schrieben im Jahre 1635 die katholischen Adeligen von der Umgebung an den Provinzial der Gesellschaft Jesu einen Antrag, dass der Orden in Klatovy ein Gymnasium und ein Kollegium gründen soll. Die Entstehung der ersten Jesuitenresidenz in der Stadt ermöglichte Martin de Hoef Huerta, der den Jesuiten zwei Häuser auf dem Marktplatz schenkte, in denen sie vorübergehend zu wohnen begannen und schon im Herbst auch die ersten sechs Schüler zu unterrichten begannen.

Bald begannen die Jesuiten über den Ausbau von eigenem neuen Kollegium und der Kirche nachzudenken. Schrittweise kauften sie Grundstücke im südwestlichen Teil der Stadt hinter dem Schwarzen Turm. Die Finanzmittel gewannen sie von der eigenen Wirtschaftstätigkeit und den Spenden. Zu bedeutenden Mäzenen der Jesuiten wurden P. Marek Saller von Blatná und Václav Herolt von Komburk. Im Jahre 1642 wurde die Residenz zum Kollegium erhöht, immer noch aber in den gekauften Stadthäusern beherbergt.

Im Jahre 1651 bekamen  die Klattauer Jesuiten ein bedeutendes Vermächtnis in der Höhe von 60 000 Gulden von Jiří Adam von Martinice und seiner Schwester Lucie Otilie, verheiratet von Kolowrat.  Man konnte mit der Vorbereitung der Pläne auf den Ausbau des neuen Kollegiums und der Kirche beginnen. Im Jahre 1653 wurde zum Rektor des Kollegiums P. Theodor Moretus, der schon praktische Erfahrungen mit dem Ausbau des Jesuitenkollegiums in Březnice hatte. Der veränderte die bisherigen Vorstellungen und Pläne und entschied wahrscheinlich auch über die Lage der Kirche, zum Stadtplatz gerichtet. Die Pläne der Kirche und des Kollegiums schuf der italienische Architekt Carlo Lurago. Der Grundstein des Kollegiums wurde am 13. April 1655 gelegt und ein Jahr später, am 24. April 1656, wurde auch mit dem Ausbau der Kirche begonnen. Die Notizen über den Verlauf der Bauarbeiten am Jesuitenkomplex sind karg, aber vom Jahre 1660 ist ein Bericht erhalten geblieben, über die Vollendung des Schulgebäudes für 10 000 Gulden und vom Jahre 1666 der Bericht darüber,  dass der Rektor des Kollegiums P. Václav Schwerther aus Prag den neuen Baumeister – Domenico Orsi – berief. Der Bau wurde aber wegen dem Geldmangel immer länger und so baute der Baumeister das Kirchengebäude nur in der Länge des Hauptschiffes aus, ergänzte zwei Türme an der Frontseite und baute die Krypten fertig.

Im Jahre 1689 wurden der ganze Jesuitenkomplex und die Stadt von einem Brand beschädigt, den die französischen Brandstifter gründeten. Das Kollegium und die Schule wurden verbrannt, der Brand befiel auch das Kirchendach, die Türme, im Inneren wurden Altäre und andere Ausrüstung vernichtet. Die Jesuiten schätzten ihren Schaden auf 20 000 Gulden. Trotzdem rafften sie sich zur weiteren Arbeit auf und dank der Hilfe der Gönner und dem Verkauf des Hofs in Štěpánovice konnten sie nach zwei Jahren mit den Reparaturen beginnen.

In den Jahren 1692 bis 1693 bauten die Jesuiten im Garten des Kollegiums ein neues Seminargebäude. Darin wohnten 20 bis 30 Studenten, die sämtliche Verpflegung von dem Gönnergeld bezahlt hatten – Unterkunft, Ernährung, Bekleidung, die Ausbildung leisteten Jesuiten kostenlos.

Im Jahre 1709 nahm sich des Kirchenausbaus der dritte Baumeister an – Christoph Dientzenhofer, der das Querschiff und Presbyterium vollendete und die Kirche zur heutigen Gestalt erbaute. Im Jahre 1717 vollendete Jan Hiebel die Fresken der Kuppel und des Altars, die bis heute ein Spitzenbeispiel des barocken Illusionismus sind. Die Arbeiten an der Kirche setzten noch einige Jahrzehnte fort. Schrittweise wurde die Ausrüstung der Kirche ergänzt, das steinerne Pflaster wurde gelegt, die Sakristei eingerichtet, die Altäre ergänzt. Die Bilder an den Altären und in den Kapellen sind von I. Raab, F. X. Palk, J. Heinsch, J. P. Molitor. Wahrscheinlich in den Jahren 1736–1743 wurde die Behandlung des Portals durchgeführt, die offenbar mit Recht dem K. I. Dientzenhofer zugeschrieben wird. Im Jahre 1743 wurde die Kirchenfrontseite mit Statuen der Ordensheiligen vom Bildhauer J. Hanna von Stříbro geschmückt.

Die wachsende Studentenzahl erforderte den Ausbau eines neuen Gymnasiumgebäudes, das in den Jahren 1719–1721 gleich hinter der Kirche entstand. Im 18. Jahrhundert studierten im hiesigen Gymnasium fast 300 Studenten.

Am 21. Juli 1773 gab Papst Klement XIV. ein Breve heraus, mit dem der Jesuitenorden aufgelöst wurde. Die Kaiserin Maria Terezia wies alle Güter und Besitze der Gesellschaft Jesu einem besonderen Studienfond zu, der zur ökonomischen Basis der vorbereiteten Schulreform wurde. Im Klattauer Kollegium befanden sich damals 38 Priester und Laienbrüder, von denen einige in Klatovy blieben und als Weltpriester weiter am Gymnasium unterrichteten. Das Vermögen des Klattauer Kollegiums wurde zu 289 140 Gulden geschätzt. Das Gebäude des Kollegiums wurde schon nach zwei Jahren der Armee zur Verfügung gegeben und veränderte sich zur Kaserne. Im Seminar und der Jesuitenschule verlief der Unterricht bis zum Jahre 1778, wann das Gymnasium nach Písek verschoben wurde. Die Kirche des Hl. Ignatz wurde im Jahre 1793 mit sämtlicher Ausrüstung und den Kleinodien der Stadt überlassen. Das Gebäude des Seminars kauften im Jahre 1818 die Klattauer Bürger ab und errichteten dort ein Bürgerbrauhaus.